Keramik Wissen, Tips und Anleitungen
Wir haben in Hamburg ein Atelier zum Bemalen von Keramik. Es ist eine schöne Energie bei den Kursteilnehmern zu spüren und ergibt wunderbare Ergebnisse. Mit Kreativität und Inspiration läufts einfach. Uns macht es Freude dabei unterstützend zu sein. Zunehmend kommen aber immer mehr Fragen über Grundlagen der Keramik auf uns zu. Keramik ist faszinierend und wir geben unser Wissen gern weiter. Ich bin Ingrid und eine Gründerin dieser Kurse und habe Keramikerin gelernt. Daher kann ich meistens auf meine erlernten Kenntnisse und meine Erfahrung zurückgreifen. Wir entwickeln eigene Farben und stellen auch einige Rohlinge selber auf der Drehscheibe her. Hier möchten wir für Keramikbegeisterte eine Einführung geben.
Das Arbeiten mit Keramik
Aus feuchten knetbaren Tonmassen werden seit Ewigkeiten Gefäße und Figuren geformt. Für das Formen gibt es verschiedene Methoden: Das Formen des Tones in der Hand, das Aufbauen des Tones mit der Hand Schicht für Schicht, das Drehen des Tones auf einer sich drehenden Scheibe und das Gießen des Tones in eine Gipsform. Für jede dieser Methoden benötigt man einen speziellen Ton, mal fester mal flüssiger oder mit feinen oder gröberen Partikeln.
Das Ursprünglichste
Ein Ton ist eine spezielle Erde. Ton ist die feinste Erde die es gibt, davor ist noch der Lehm. Ton ist je nach Fundort verschieden in der Farbe und Zusammensetzung, z.B. weiß, creme, rosa, rot, braun. Der Ton kann nur im feuchten Zustand geformt werden und muss danach erst einmal vorsichtig getrocknet werden. Sonst entstehen Risse in dem Gefäß. Im trockenem Zustand ist die Keramik besonders empfindlich, bitte sehr vorsichtig anfassen und transportieren. Wenn das ganze Wasser aus dem Stück rausgetrocknet ist kann der nächste Schritt beginnen: Der 1. Brand im Keramikofen. Er heißt auch Rohbrand oder Schrühbrand. Die Temperatur des Brandes beträgt 800-900 C.
Nach diesem Brand ist der Ton so fest und vor allem wasserunlöslich dass die Farbe oder Glasur aufgetragen werden kann. Ton kann im Keramikhandel gebrauchsfertig gekauft werden
Tips
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Zuerst die Feuchte des Tones testen. Hierzu ein kleines Stück zu einer dünnen Rolle formen und in eine 8 legen. Wenn keine Risse entstehen ist der Ton optimal.
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Den Ton nicht zu dick formen ( nicht dicker als 2cm) . Falls es doch notwendig ist z.B. bei einer Figur, von unten aushöhlen oder kleinere Löcher mit einem Holzstab einstechen. So kann sie auch von Innen trocknen.
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Die getrockneten Keramikteile in Noppenfolie (wiederverwendbar) oder Handtücher einpacken wenn sie zum Brennen gebracht werden. Es ist schneller kaputt als man glaubt.
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Wenn man selbst brennt ist es sicherer die Stücke ganz zum Schluss noch mal nachzutrocknen. Z.B. auf der Heizung oder im Backofen bei 50°C. Vor allem wenn sie dick gebaut sind.
Verschiedene Methoden eine Farbe (Glasur) auf die Keramik zu bringen.
Verschiedene Maltechniken im Überblick
Zuerst einmal zum Begriff Farbe oder Glasur. Man kann natürlich beides sagen, der Fachmann sagt aber immer nur Glasur.
Was unterscheidet Glasur von Farbe? Eine Glasur hat eine Farbe oder ist transparent, aber eine Glasur ist noch viel mehr. Eine Glasur hat eine Oberfläche und wie Edelsteine eine Lichtbrechung und Transparenz: Glänzend, rau, matt, Kristalleinschlüsse, Punkte, Farbverlauf. Eine Glasur entsteht erst wenn die Keramik im Brennofen gebrannt wird. Dort wird aus dem matten blassen Pulver der rohen Glasur eine geschmolzene Masse ähnlich dem Fensterglas oder wie gesagt Edelsteinen. Nach dem Abkühlen ist diese Oberfläche säurefest und kratzfest, also wunderbar für Geschirr geeignet. Auch für Laborgefäße übrigens. Meine Chefin in meiner Lehre damals hat in den USA die Hitzeschutzschilde für die Raumfahrt mitentwickelt.
Beim Aufbringen der Glasur auf den 1x gebanntem Stück (Rohbrand) gibt es einige Methoden:
Tauchen und begießen mit einer sehr flüssigen Glasur, Spritzen, mit Pinsel einstreichen. Verdünnt wird immer mit Wasser. Wir beschäftigen uns hier nur mit der Pinselmethode. Sie ist für geringe Mengen im Hobbybereich am besten geeignet. Es gibt wenig Staubentwicklung, da die Glasuren einen speziellen Kleber enthalten. Sie haften deshalb auch sehr gut an dem Stück, das ist beim Transport zum Brennofen wichtig. Diese Glasuren haben einen großen Spielraum für interessante Techniken z.B. Schablonen, auskratzen.
Es gibt übrigens einen großen Unterschied zum Porzellan bemalen. Porzellan und Ton bestehen aus unterschiedlichen Rohstoffen. Porzellan ist Kaolin und kann nicht geformt werden, es wird in Gips gegossen. Ton ist Feldspat, Quarz und Glimmer, hat eine Plättchenstruktur und lässt sich wunderbar formen. Porzellanmalerei wird auf glänzend glasierten und hoch gebranntem Porzellan ausgeführt. Die Farbpartikel werden mit Öl
angerieben und bei niedriger Temperatur eingebrannt. Das Bemalen von Keramik habe ich weiter unten beschrieben.
Abkleben mit Tesaband
Wie werden die Keramikfarben (Glasuren) mit dem Pinsel aufgetragen?
Keramikfarben gibt es von verschiedenen Herstellern: Mayco, Botz, Welte, Ducan, Spectrum.
Gemeinsam haben sie, daß alle mit dem Pinsel aufgetragen werden können. Achtet beim Bestellen auf die Brenntemperatur. Sie sollte wenn ihr gekaufte Rohlinge bemalen wollt 1020-1060 C sein. Wenn ihr die Keramikstücke selbst herstellt könnt ihr euch je nach Tonart und Brennofen die Temperatur selbst wählen und die Glasuren für diesen Temperaturbereich kaufen.
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Ein Tip vorab.
Bitte die Hände vor dem Malen nicht eincremen, die rohe Keramik darf kein Fett abbekommen. Sicherheitshalber die Hände vorher waschen.
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Die Farben sind so blass und glänzen nicht.
Die Keramikfarben sehen im Rohzustand anders aus als nach dem Brennen. Die Farben sind eigentlich Glasuren, sie bestehen aus Quarz, anderen Rohstoffen und Farboxyden und schmelzen ab 1000 Grad im Keramikofen transparent, ähnlich wie Glas aus.
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Wie wird die Keramikfarbe aufgetragen?
Die Keramikfarben werden in bis zu 3 Schichten übereinander gemalt. Die jeweilige Schicht bitte trocknen lassen bevor die nächste Schicht gemalt wird. Je mehr Schichten, desto gleichmäßiger ist das Farbbild. Es können auch verschiedene Farben übereinander gemalt werden, z.B. Ornamente aufsetzen. Faustregel ist: Immer von hell nach dunkel.
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Was kann mit den Farben gemischt werden?
Die Farben können auf der Palette auch untereinander gemischt werden. So kreiert man neue Farben, aber ohne Gewähr! Das Ergebnis ist nicht vorhersehbar. Bitte kein Wasser zum verdünnen zusetzen, das ergibt kein gutes Ergebnis.
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Übertragen von Vorlagen.
Vorzeichnungen mit einem Bleistift verschwinden nach dem Brennen, wenn der Strich nicht zu stark ist. Auch Radieren ist ok auf dem weißen Scherben direkt. Durchpausen mit Lochschablone und Staubbeutel mit Asche funktioniert.
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Eine weiße Farbe ist gewünscht, es ist keine weiße Keramikfarbe im Handel.
Die rohe Keramik hat einen schönen Weißton. Alles was ohne Farbe bleibt wird weiß.
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Wird unter dem Gefäß auch Farbe gemalt?
Unter den Tassen, Tellern anderen Keramikteilen den Boden bitte nicht bemalen. Oft ist dort auch ein Stellrand, also nur ein Ring zum abstellen. Dann nur diesen Rand nicht bemalen.
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Falsch gemalt.
Wenn die Keramikfarbe korrigiert werden muss ist es besser es mit einem trockenem Holzstab abzukratzen. Nasses Abwischen mit Schwamm und Tuch zerstört zu viel. Wenn der Fehler das ganze Keramikstück betrifft kann es auch abgewaschen werden, muss danach aber wieder ganz trocken sein um es neu zu bemalen.
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Verschiedene Farben übereinander malen.
Wenn man sich an die 3 Schichten hält geht es sehr gut. Die untere Farbe scheint durch, da die Farben transparent ausbrennen.
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Jetzt muss das fertige Stück gebrannt werden.
Erst dann ist die Benutzbarkeit und endgültige Farbe da. Die Keramik Händler geben dir sicher Adressen wo ein Brenndienst möglich ist.
Arbeiten der letzten Kursteilnehmer
Kurzanleitung
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Geeignete Rohkeramik und Farben besorgen.
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Weiche Pinsel in verschiedenen Größen benutzen.
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Farbe und Design festlegen und anlegen.
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Eventuelle Klebeschablonen oder Klebebänder auf dem rohen Scherben andrücken.
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3x jede Farbe einstreichen.
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Das Keramikstück kann jetzt auch dekoriert werden.
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Wenn man einen Fehler gemacht hat zuerst mit dem Messer die Schicht abkratzen.
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Wenn der Fehler größer ist das Stück ganz abwaschen und 1 Tag trocknen lassen.
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Arbeitsmaterial mit klarem warmen Wasser säubern.
Anleitung zum Malen von Keramik
Malen mit Schablonen
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Die festeren Schablonen zum durchzeichnen benutzen. Auf dem rohen Scherben mit Bleistift malen und mit dem Pinsel ausfüllen.
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Auf einer schon mit Farbe bedeckten Fläche mit Holzkratzer die Umrandung auskratzen und mit Farbe ausfüllen.
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Mit Klebeschablonen auf der Rohware beginnen, andrücken. dann 3x mit Farbe übermalen. Wenn die Farbe noch etwas feucht ist die Schablonen wieder abziehen. Diese Muster erscheinen dann weiß.
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Oder auf dem Keramikstück ist schon 3x mit der Farbe eingestrichen. Dann kann man mit die Schablone drauflegen, gut festhalten und eine Farbe in die Schablone stupfen.
Malen mit Schablonen
Stempeln
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Eigentlich funktioniert jeder Stempel. Die Stempelfarbe sollte schwarz oder dunkelblau sein. Obwohl auch mit heller Farbe auf dunklem Untergrund die Stempel schön sind. Den Stempel auf einem flachen Teller in die Farbe tauchen. Die Farbe darf nicht zu dick aufliegen. Vorher auf Papier einen Test machen.
Stempeln und Ausmalen
Auskratzen
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Zuerst die Farbe 3x auftragen. Dann mit einem Holzspieß (Schaschlik oder Zahnstocher) auf bis zum weißen Untergrund kratzen. Freestyle oder Schablonen, egal diese Technik sieht immer gut aus und macht Spaß.
Auskratzen
Punkte
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Keine Pinsel benutzen, sondern die Rückseite der verschiedenen Pinsel. In die Farbe eintauchen und dann auf das Keramikstück tupfen. Immer wieder neu eintauchen und wieder tupfen.
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Größere Punkte werden mit Schwammstempel gemacht, oder man benutzt Schablonen.
Blubbertechnik
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Diese Technik wirkt am besten auf weißer, unglasierter Keramik. Es geht aber auch wenn die Farbe schon 3x aufgestrichen wurde. Du kannst mit einer oder 2-3 Farben arbeiten. Mische in einem Becher Wasser mit Farbe, so dass es schön dünnflüssig wird. Es soll gut durch eine Strohhalm geblasen werden können. Dazu kommt ein Tropfen Spüli, dann wird mit einem Strohhalm Luft hineingeblasen. Es entstehen farbige Seifenblasen. Diese Blasen nimmst du mit dem Strohhalm oben ab und legst sie auf dein Keramikstück.
Blubbertechnik
Rißtechnik
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Diese Technik ist für Gebrauchskeramik nicht geeignet. Ist nicht spülmaschinenfest. Aber gerade Vasen und Dekorationsobjekte sehen toll damit aus. Eine Farbe deiner Wahl auftragen. Wenn die Farbe nicht mehr glänzt, aber noch etwas feucht ist mit einem Überzug aus Copplestone arbeiten. Diese Extrafarbe gibt es in schwarz oder weiß. Sie muss auf der 2-3x gestrichene Farbe wieder 3x übergestrichen werden. Nur bei dicker Schicht werden die Risse sichtbar.
Rißtechnik
Feine Schablonentechnik
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Eine von dir gewählte Farbe wird mit einem Verdickungsmittel auf der Palette oder Teller gemischt. Die Konsistenz soll so dick wie Quark sein. Dann mit dem Finger das Material in die Schablone einreiben. Die Schablone ist super fein, aber auch super schön. Du kannst direkt auf dem rohen Keramikstück schablonieren und es danach transparent überglasigeren lassen. Oder auf schon mit Farbe eingestrichenen Stücken. Egal wie, es reicht nur 1x die Schablone einzustreichen.
Feine Schablonentechnik
Abkleben mit Tesaband
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Hier können wunderbare Grafiken entstehen. Das geht nur auf roher, unglasierter Keramik. Teile deinen Gegenstand mit dem Klebeband ein, symmetrisch oder frei. Gebe deine Farbe und Motive darauf wie gewohnt und entferne das Klebeband solange die Farbe noch leicht feucht ist. Die Ränder reißen sonst ein. Falls du es vergisst kann mann mit Wassersprüher leicht darüber gehen.
Abkleben
Mit feinen Linien malen
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Es gibt vom Mayco kleine Fläschchen in verschiedenen Farben mit einer dünnen Öffnung. Die kannst du schütteln und ganz leicht drücken bis das Material fließt. Zuerst wieder auf Papier ausprobieren. Damit sind Schriften und Ornamente möglich. Ich liebe es damit freie Linien auf mein Gefäß zu malen.
Mit feinen Linien malen